Spannung mit einem Augenzwinkern findet man nicht nur in Gitta Edelmanns zahlreichen Kurzkrimis und Kinderbüchern, sondern auch in ihrer englischen Krimireihe um die Liebesroman-Autorin und Detektivin wider Willen Ella Martin, die zur Recherche nach Canterbury gezogen ist.
Nach längeren Auslandsaufenthalten in Brasilien und Schottland lebt die Autorin seit einiger Zeit in Bonn, von wo aus es nicht allzu weit nach Großbritannien ist.
Gitta Edelmann ist Mitglied verschiedener Autorenvereinigungen und im Vorstand des Verbands Deutscher Schriftsteller VS in NRW. Sie leitet außerdem Seminare für kreatives Schreiben.
Heute ist ja der zweite Tag der Blog zur Canterbury Serenade und ich hatte das große Vergnügen, dass ich die Autorin mit vielen Fragen löchern durfte. Im Vorfeld hatten wir uns darauf geeinigt, dass ich sie duzen darf. Für Gitta ist es übrigens, wie auch für mich, die erste Blogtour an der sie teilnimmt!
Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Geschrieben habe ich schon in der Grundschule. Ich erinnere mich an eine Geschichte von einem Überfall durch maskierte Wildschweine, an viele Briefe, eine Zeitlang auch ein Tagebuch und einen witzigen historischen Roman, der immerhin so um die 50 Seiten hatte, bevor ich nicht weiter wusste. Allerdings war Schreiben für mich nur ein Hobby.
Ein bisschen zielorientierter wurde das, als ich anfing, für meine eigenen vier Kinder Geschichten zu erfinden. Als die ihnen so gut gefielen, habe ich vor elf, zwölf Jahren versucht, eine Veröffentlichungsmöglichkeit zu finden. Bei einer Kinderzeitschrift hat es dann sogar ganz schnell geklappt. Es kamen Kindergeschichten in Büchern dazu und vor zehn Jahren durch den Kontakt mit dem Frauen-Kriminetzwerk „Mörderische Schwestern“ auch schon die ersten Kurzkrimis für Erwachsene.
Da ich dein erstes Buch nicht gelesen habe, hatte ich das Gefühl, nicht zu wissen, was
zwischen Alex und Ella passiert ist. Wird es noch einen dritten Band geben?
In Canterbury Requiem begegnen sich die beiden, als Detective Inspector Alex Drake die ihm verdächtig erscheinende Ella Martin befragt, denn sie war die Letzte, die das Opfer lebendig gesehen hat. Das ist keine sehr freundliche Angelegenheit und Ella ist nicht begeistert, als sie einige Tage später auch privat im Pub auf ihn stößt. Dann …
Hm. Nein, mehr verrate ich nicht. Da müsst ihr schon selbst lesen. Und ich verrate natürlich auch nicht, wie es weiter geht. Es geht nämlich weiter. Geplant sind fünf Bücher und ich arbeite bereits fleißig an Band 3, der im Herbst erscheinen wird.
Deine Krimis spielen in der Grafschaft Kent kennst, warst du Recherchezwecken vor Ort?
Ja. Ich kannte Canterbury und Kent auch vorher schon ganz gut (ich bin immer viel in Großbritannien gereist), bin aber speziell für diese Buchreihe zweimal je eine Woche lang nach Canterbury gefahren, um alles genau anzuschauen und zu überprüfen. Und ich habe natürlich jedes Mal in Whitstable am Hafen Fish & Chips gegessen!
Vor den beiden Krimis hast Du Kinderbücher geschrieben, wie kam es dazu, dass Du das
Genre gewechselt hast?
Eigentlich habe ich das Genre nicht wirklich gewechselt: Zum einen sind die meisten meiner Kinderbücher Kinderkrimis und zum anderen schreibe ich schon seit zehn Jahren Kurzkrimis für Erwachsene – es dürften jetzt an die 60 sein. Die werden natürlich nicht so wahrgenommen, weil mein Name bei einer solchen Anthologie normalerweise nicht auf dem Cover steht.
Ich wollte auch immer gerne einen Kriminalroman schreiben, andererseits finde ich das Tatort-Prinzip: „Leiche gefunden – Polizei ermittelt – Mörder gefasst“ ehrlich gesagt ziemlich langweilig. Bei einem Gespräch mit der Verlegerin Sandra Thoms kam ich jedoch auf die Idee für einen „Cozy Crime“ (eine Zeitlang als „Häkelkrimi“ verspottet, deshalb häkelt Ella in Canterbury Requiem so viel 😉 ) mit viel britischer Atmosphäre, einer außergewöhnlichen Ermittlerfigur und eher unblutigen Fällen.
Würdest Du unter einem Pseudonym schreiben, wenn Du dadurch einen besseren
Buchvertrag bekommen würdest?
Ja, warum nicht? Ich habe selbst schon an ein Pseudonym gedacht, wenn ich vielleicht einmal in einem anderen Genre veröffentliche. Den Namen Gitta Edelmann verbindet man ja mit einer bestimmten Art von Büchern, es würde die Leser wundern oder sogar ärgern, wenn sie z.B. plötzlich ein Fantasy-Werk von mir vor sich hätten, wo sie einen gemütlichen England-Krimi erwarten.
Für britische Krimis oder Kinderbücher würde ein Verlag aber sicher kein Pseudonym wollen, sondern auf den schon bekannten Namen bauen.
Wie sieht Dein Schreiballtag aus? Hast du feste Arbeitszeiten? Schreibst Du nur daheim
oder hast Du immer einen Block dabei, damit Du, wenn dir was einfällt, sofort schreiben
kannst?
Ich schreibe (oder überarbeite) normalerweise immer morgens, etwa von 8 bis 11, halb 12.
Nachmittags arbeite ich an einer Ganztagsgrundschule, das passt sehr gut zusammen.Wenn ich gegen 5 nach Hause komme, ist Bürozeit mit Beantworten von Mails, Organisation von Lesungen oder Workshops und was sonst noch so anfällt.
An Wochenenden und in den Schulferien schreibe ich oft länger, das hängt aber auch davon ab, ob ein Abgabetermin ansteht.
Ich schreibe fast nur daheim, weil ich dazu Ruhe brauche. Ich habe Kolleginnen, die gerne mit ihrem Laptop in ein Café gehen – das ist nichts für mich, das lenkt mich zu sehr ab. Wo ich aber noch gut schreiben kann, ist im Zug. Ich habe für unterwegs ein kleines Netbook, das darf bei längeren Zugfahrten immer mit. Einen Block hab ich nie dabei, ich verlege den sowieso nur. Wenn mir eine Idee kommt, notiere ich höchstens ein paar Stichworte in meinem Handy. Meist reicht es schon, die Idee ein bisschen im Kopf weiterzuentwickeln, eine ganze Szene vergesse ich nicht so schnell.
Was würdest Du Schreibanfängern eher raten, das Manuskript an einen Verlag schicken
oder an einen Agenten?
Das ist immer wieder eine schwierige Frage. Ohne Agentur kommt man kaum an einen der
großen Verlage und ein Agent nimmt einem viel Arbeit ab. Aber bei so einer vertraulichen
Zusammenarbeit muss auch die Chemie stimmen. Und es ist nicht leicht, einen Agenten zu finden, viele nehmen gar keine neuen Autoren mehr an. Einen Versuch lohnt es allemal, wenn das mit der Agentur nicht klappt, kann man ja immer noch die Verlage anschreiben.
Der direkte Kontakt zu einem Verlag ist bei eher mittleren und kleineren Verlagen oft besser. Wichtig ist, sich vorher über das Programm zu informieren und das Manuskript mit Exposé und Leseprobe richtig zu präsentieren. Was genau die einzelnen Verlage wollen, steht normalerweise
auf der Homepage. Und ganz wichtig – man braucht in diesem Beruf sehr viel Geduld und Durchhaltevermögen!
Vielen Dank, Gitta, dass du all meinen Fragen so geduldig beantwortet hast.