Die große, lebendige Stadt Barcelona, sie hat jeden Reiz verloren für den Literaturprofessor Samuel. Seine Freundin hat ihn gerade verlassen, die ersten Anzeichen des Älterwerdens setzen ein, und seine Katze kränkelt. Jeder Tag ist grau. Da erreicht ihn aus weiter Ferne eine geheimnisvolle Postkarte. Die Vorderseite zeigt eine japanische Glückskatze, die ihm fröhlich zuwinkt, der Text besteht aus bloß einem Wort: Wabi-Sabi. Die uralte Weisheit aus Japan lobt die Unvollkommenheit aller Dinge. Kurzerhand gibt Samuel dem Fernweh nach und macht eine Reise nach Asien, um den Absender der Postkarte zu suchen. Die Größe seines Abenteuers droht den eher schüchternen Samuel immer wieder zu überwältigen. Aber vielleicht kann er das Unerwartete lieben lernen und mehr Gelassenheit aus dem Nicht-ganz-so-Perfekten ziehen?
- Gebundene Ausgabe: 192 Seiten
- Verlag: List Hardcover (7. August 2015)
- Sprache: Deutsch
- ISBN-10: 3471351159
- ISBN-13: 978-3471351154
Hin und wieder schaue ich, was es an neuen Büchern im Stuttgarter “Bücherknast” gibt und da fiel mir dieses Buch auf. Während des Lesens fiel mir auf, dass der Protagonist mir seltsam bekannt vorkommt und habe ich in meinem Bücherregal gestöbert und sah dieses Buch:
Da ich das Buch bereits 2009 gelesen habe und in der Zwischenzeit schon einige Bücher dazu gekommen sind, kann ich mich an den Inhalt nur noch rudimentär erinnern aber ich weiß noch, dass ich das Buch damals nicht mehr aus der Hand legen konnte. Die beiden Bücher können aber unabhängig von einander gelesen werden, da sie in sich abgeschlossen sind.
“Das unvollkommene Leben oder wie das Glück zu Samuel fand” knüpft an das Ende von “Samuel und die Liebe zu den kleinen Dingen” an. Am Ende dieses Buch kam Samuel mit Gabriela zusammen und fand mit ihr die große Liebe seines Lebens. Mittlerweile sind acht Jahre vergangen, die beiden haben ihre Selbständigkeit bewahrt, ist die Liebe der beiden abgekühlt. Samuel ist völlig überrascht, als Gabriela ihm offenbart, dass sie eine Auszeit braucht.
In seinem Job läuft es nicht mehr rund, als ihm ein Unbekannter eine Postkarte aus Japan schickt, greift er die Chance beim Schopf und macht sich auf den Weg in alte Kaiserstadt Kyoto. Dabei macht Samuel sonst nichts unüberlegtes, sein Leben verläuft in gleichmäßigen Bahnen und es passiert nichts Neues.
In einer namenslosen Kneipe trifft er auf Mizuki und ihren Onkel. Die beiden, vor allem Mizuki, bewirken, dass es Samuels Denken grundlegend verändert. Mizuki (japanische Namen klingen viel edler als europäische Namen) hat sich einen riesigen Fehltritt erlaubt und beschließt nun Selbstmord zu begehen. Dieser Handlungsstrang ist für die komplette Handlung von großer Bedeutung.
Auf der Reise kommt findet Samuel zu sich selbst, vor allem die Rundreise im Land ist sehr lesenswert. So findet Samuel heraus, wer ihm diese Karten geschickt hat und welchem Grund.
Für einen männlichen Autor ist der Schreibstil sehr poetisch und gefühlvoll. Dabei schreiben Autoren eher neutral. Der Schreibstil ist eher langsam und bedächtig, sodass man Leser die Möglichkeit bekommt, Schritt für Schritt ins Buch kommt.
Vor dem Lesen kannte ich den Begriff “Wabi sabi” überhaupt nicht und nicht nur das.
Es gibt ein Wiedersehen mit der Tierärztin aus dem ersten Buch, die auch in diesem Buch eine wichtige Rolle spielt und ich glaube, dass ich Daniel aus “Daniel und die Sehnsucht nach dem Glück” kenne.
“Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz” (Tintenherz, S.16)”.
Dieser Satz passt wunderbar zum Buch. Viele Bücher sind “Fastfood” für zwischendurch. Es stillt den Lesehunger für kurze Zeit aber dann möchte man mehr lesen. “Das unvollkommene Leben oder wie das Glück zu Samuel fand”, muss man auf sich wirken lassen. Man kann es nicht einfach so weglesen. Das Buch hat ein bezauberndes Ende und hat mich einfach nur zufrieden zurück gelassen.
Dies ist das ideale Buch für Leser, die Bücher wie “die Eleganz des Igels” oder “Tintenherz” mögen. Auch dieses Mal war ich wieder ein bisschen traurig, als ich das Buch, nach der letzten Seite, wieder zuklappen musste.
Für mich war es kleines Highlight in diesem trüben Monat. Von mir bekommt das Buch daher 4,5 von 5 Sternen und ein klares: “Dieses Buch muss man lesen!”