Henry, Veronica: Nachts nach Venedig

Imogen hält nichts mehr in London. Von Bekannten hat die Galeristin ein verlockendes Angebot aus New York erhalten, und die Beziehung zu ihrem Freund Danny steht kurz vor dem Aus. Sie hat die Taschen schon fast gepackt, da bekommt Imogen zu ihrem dreißigsten Geburtstag von ihrer Großmutter ein außergewöhnliches Geschenk: eine Fahrt im Orientexpress – bis nach Venedig. Doch die Fahrt in dem berühmten Zug ist nicht alles. Sie soll in der Lagunenstadt ein geheimnisvolles Bild abholen. Neugierig lässt Imogen sich auf das Abenteuer ein.

Venedig  Da dieses Buch in mein “Beuteschema” passt, musste ich es einfach lesen. Ich lese gerne Bücher, deren Handlung entweder in München, Hamburg, Paris, London, New York oder Stuttgart spielt. Als ich mit dem Lesen des Buchs begonnen hatte, war ich anfangs etwas verwirrt, da ich davon ausgegangen bis, dass dieses Buch aus Imogens Sicht beschrieben wird. Doch Imogens Handlungsstrang ist einer von mehreren. Im ersten Abschnitt werde alle Personen vorgestellt, die sich mit dem Orient Express von Calais auf den Weg nach Venedig machen und ich muss gestehen, dass ich während des Lesens ein bisschen neidisch geworden bin. Auf den Weg nach Venedig machen sich unter anderem Simon, dessen Kinder (Beth und Jamie) und Simons Freundin Stephanie, sowie der berühmte Fotograf Riley und dessen Lebensgefährtin (die erst in Paris zu steigen), Archie (dessen Freund Jay ihn bei einem Wettbewerb angemeldet hat) und Emmie (die, die Reise ebenso gewonnen hat) und Imogen. Imogen bekam diese Reise von ihrer Großmutter geschenkt, damit diese ein Bild in Venedig abholen soll. Emmie und Archie sind die Einzigsten, die diese Reise nicht unbedingt freiwillig antreten, schlimmer noch, kurz bevor sie den Pullman Zug betreten durften, mussten sie sich einen Foto Shooting unterwerfen.

In Rückblenden wird die Geschichte von Adele erzählt. Adele ist Imogens Großmutter. Im Verlauf des Buchs erzählt die Autorin, wie es dazu kommen konnte, dass Adele eine Affäre mit Jack Molloy begonnen hat. Die Kinder sind im Internat, der eigene Mann scheint desinteressiert zu sein und nur in Jacks Armen fühlt sich Adele begehrenswert und lebendig. Doch es gibt nichts umsonst im Leben und das muss auch Adele sehr schnell fest stellen.

Obwohl die Fahrt von Calais nach Venedig sehr überschaubar ist, passieren an Board des Zuges viele größere und kleinere Dramen ab. So muss sich Beth unter anderem damit auseinandersetzen, dass sie möglicherweise schwanger sein könnte und sie Angst vor der Reaktion ihres Vaters hat. Doch zum Glück hat sie in Stephanie eine Verbündete gefunden, die ihr hilfreich zur Seite steht.

Auch wenn ich mich der Klappentext am Anfang ein wenig verwirrt hat, habe ich das Buch sehr gerne gelesen und das liegt unter anderem am angenehmen Schreibstil der Autorin. Ihre Beschreibung des Pullman Zugs und des Orient Express waren so lebhaft und detailgetreu,dass sogar ich mir das Setting sehr gut vorstellen konnte.

Da ich das Buch ziemlich gerne gelesen habe, mein Fernweh ganz dolle geweckt wurde, kann ich das Buch nur weiterempfehlen. Wer noch auf der Suche nach der passenden Strandlektüre ist, kann mit diesem Buch nichts falsch machen. Von mir bekommt das Buch vier von fünf Sternen.

Mein Dank geht an den Diana Verlag, der mir das Buch als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat.

Feldenkirchen, Markus: Keine Experimente

Der konservative Bundestagsabgeordnete und Familienpolitiker Frederik Kallenberg stammt aus einem zerrütteten Elternhaus im katholischen Sauerland und möchte alles besser machen als seine Eltern. Er heiratet seine Jugendliebe Julia, bekommt mit ihr zwei Kinder, und als er mit Anfang dreißig auch noch in den Bundestag gewählt wird und nach Berlin aufbricht, scheint sein Glück perfekt. Doch mitten in seiner ersten Legislaturperiode verschwindet er plötzlich, zurück bleiben eine mysteriöse Notiz und viele Fragen. Weshalb wurde er von der Kanzlerin persönlich vorgeladen? Hat die emanzipierte, unabhängige Liane, mit der er sich ganz gegen seine moralischen Grundsätze auf eine Affäre eingelassen hat, mit Frederiks Verschwinden zu tun? Schonungslos und humorvoll schildert Markus Feldenkirchen die innere Zerrissenheit seines Helden, der seine festgefahrenen Prinzipien privat wie politisch immer stärker infrage stellen muss.

  • Gebundene Ausgabe: 400 Seiten
  • Verlag: Kein & Aber; Auflage: 1 (1. Juli 2013)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3036956719
  • ISBN-13: 978-3036956718

Das Buch kann hier bestellt werden. “Keine Experimente” habe ich per Zufall bei Herbert lies entdeckt. Mit dem Titel des Buch spielt der Autor auf den Slogan der CDU im Wahlkampf 1957 an. Er gilt als der bekannteste Wahlspruch überhaupt. “Alles hat seine Zeit” ist der einzigste Hinweis, den Frederik Kallenberg hinterlässt. F. Kallenberg ist ein absolut konservativer Abgeordneter der CDU. Treue steht für ihn an erster Stelle, als er mit der lebenslustigen Liane  eine Affäre beginnt, gerät sein Weltbild ins Wankeln und er verschwindet Mitten im Wahlkampf. Keiner weiß, was aus ihm wurde und weshalb er den Schritt unternommen hat. In Rückblenden erfährt der Leser, dass das Familienleben des Abgeordneten alles als harmonisch war und ich konnte daher erahnen, warum Frederik sich für die Werte einsetzt.

Das Ganze hätte vom Datum her genau letztes Jahr passieren können. Am Schreibstil kann man erkennen, dass der Autor über Insiderwissen verfügt, z.B. das Gespräch mit der Kanzlerin. “Keine Experimente”, beim Buchkauf bekommt man einen Code, damit man auch das ebook lesen kann, gehört jetzt schon zu meinen Lesehöhepunkten, der Blick über den Tellerrand hat sich in diesem Fall mehr als gelohnt. Von mir gibt es daher 4,5 von 5 Sternen.

Forester, C.S.: Tödliche Ohnmacht

An einem lauen Sommerabend kehrt Marjorie, eine „desperate housewife“ der Dreißigerjahre, von einem Abend mit ihrer kinderlosen Freundin in London in die Vorstadt zurück. Als sie die Küchentür öffnet, um ihre babysittende Schwester Dot von ihrer Pflicht zu erlösen, findet sie diese mit friedlichem Gesichtsausdruck in einem geblümten Sommerkleid auf dem Küchenboden liegen – den Kopf im Gasherd. Es ist die Mutter der beiden Frauen, die von Anfang an an dem vermeintlichen Selbstmord zweifelt. Bald schon findet sie heraus, wer der Mörder ihrer Tochter ist.Foresters meisterhafter psychologischer Thriller um Mord, Liebe, Lust, Eifersucht und Rache führt in die Abgründe der menschlichen Seele und porträtiert eindrucksvoll die Londoner Vorstadt der Dreißigerjahre. Der 1935 entstandene Roman war jahrzehntelang verschollen. Er tauchte erst 2002, viele Jahre nach dem Tod des Autors, auf einer Christie’s Auktion auf. Eine faszinierende Entdeckung für alle Krimifans! ‘Tödliche Ohnmacht’ stand auf den KrimiZEIT-Bestenlisten September und Oktober 2013.

  • Broschiert: 280 Seiten
  • Verlag: Deutscher Taschenbuch Verlag (1. August 2013)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3423249714
  • ISBN-13: 978-3423249713
  • Größe und/oder Gewicht: 20,8 x 13,4 x 3,2 cm

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Das Buch kann hier erworben werden .

Stimmen zum Buch (alle von Amazon übernommen):

»›Tödliche Ohnmacht‹, dieser grossartige Fund auf dem Dachboden der Krimigeschichte, nimmt viele Elemente späterer Psychothriller vorweg.«
Thomas Klingenmaier, Tages-Anzeiger 08.11.2013 oder

»Denn dieser Kriminalroman entfacht ein psychologisches Feuerwerk – eine zynische, scharfsinnige, fesselnde Geschichte, die die Jahrzehnte unbeschadet überstanden hat.«
Deutschlandradio Kultur, Die Buchkritik Dezember 2013

Es fällt mir echt schwer, etwas Passendes über das Buch zu schreiben ohne dabei zu spoilern. “Tödliche Ohnmacht” wurde bereits 1936 geschrieben und galt lange als verschollen, dort hätte das Buch auch die nächsten Jahrzehnte schlummern können. Ich habe das Buch per Zufall, wenn es überhaupt Zufälle gibt, als ebook in der Bibliothek entdeckt und da ich es bereits Anfang Juli in der Hand hatte, habe ich es kurzer Hand ausgeliehen und gelesen. Obwohl das Buch nur ca. 208 Seiten stark ist, hatte ich das Gefühl, das ich die dreifache Menge gelesen hätte. Ich habe selten ein Buch gelesen, das so handlungsarm ist, wie ist dieses. “Tödliche Ohnmacht” läuft unter dem Genre Krimi. Tja unter einem gelungenen Krimi verstehe ich, dass mindestens ein Mord geschieht, dieser muss nicht mal besonders spektakulär sein und es muss jemanden geben, der diesen Mord aufklärt. Dabei spielt es für keine Rolle, ob es sich dabei um einen Polizisten, eine Privatperson oder um Tiere handelt. Foresters Krimi ist anders aufgebaut. Im Buch geht es um drei wichtige Figuren, zwei Kindern und tratschsüchtige Nachbarn. Man darf nicht vergessen, dass die Handlung bereits vor ca. 80 Jahren spielte. Im Zentrum stehen Marjorie, ihr latent gewaltbereiter Eheman Ted, ihre Mutter und George Ely, der am Anfang des Krimis noch keine große Rolle spielt aber im Verlauf der Handlung immer wichtiger wird und die verstorbene Schwester Dot.

Eines Abends kommt Marjorie von ihrer Freundin, Milli, aus London zurück und muss daheim feststellen, dass ihre Schwester tod in ihrer Küche liegt, sie starb an einer Gasvergiftung. Die Polizei geht von einem Selbstmord aus. Marjorie und ihre Mutter wissen recht schnell, dass Dot ermordet wurde. Beide haben sie den gleichen Täter im Auge. Der Autor, bzw. die erzählende Instanz des Buchs, lassen den Leser an den Gedanken der beiden Frauen teilnehmen. Auch ich hatte einen leisen Verdacht, wer und wieso Dot umgebracht wurde. Ob wohl beide Frauen das identische Wissen teilen, kommt es zu keiner Zeit zu einer Interaktion zwischen den beiden. Damit Marjories Mutter nicht alleine lebt, hat sie in George Ely einen netten Untermieter gefunden. Da Ted, der im Verlauf des Buchs immer wieder als Mistkerl und Egoist dargestellt wird, keinen Urlaub bekommt bzw. nehmen kann, fahren Marjorie (+ ihre Kinder), die Mutter und George gemeinsam in den Urlaub. Im Urlaub kommt es wie es kommen muss, die beiden beginnen eine Affaire.

Während Marjorie sich noch Gedanken macht, wie sie ihren Mann verlassen kann oder wieso sie ihn nicht verlassen kann, hält ihre unscheinbare Mutter die Zügel in der Hand und sinniert dabei über Rache. Die Handlung ist wie ein Dominospiel aufgebaut, fällt erst einmal der erste Stein um, können die anderen Steinen nicht stehen bleiben.

Auch wenn sich Marjorie und ihr Ehemann ständig mit mein Liebster und meine Liebe ansprechen, merkt man als Leser recht schnell, dass die Ehe alles andere als harmonisch ist. Ted lässt Marjorie täglich spüren, dass sie seine Angestellte ist und das sie ihm gefällgst den Beischlaf auszuführen hat und mit diess Veerhalten ist es, die Handlung kippen lässt und es schlussendlich zur Katastrophe kommen muss, daran führt kein Weg vorbei. Obwohl Marjorie 32 Jahre alt ist, wird sie von Milli und ihrer Mutter wie ein kleines, unselbständiges Mädchen behandelt.

Bis Seite 160 dümpelt die Handlung mehr oder weniger vor sich hin, bis auf den anfangs erwähnten Mord passiert nichts aber ab dann nimmt die Handlung rasant an Fahrt auf, bis sie mit einem, für mich, unbefriedigten Schluß endet. Das Buch endet mit einem offenen Ende, es ist offen, was mit den einzelnen Personen geschieht. Es wird nicht beschrieben, was mit Anne und Derrick passiert. Ich hätte mich über einen kurzen Epilog gefreut.

Für mich war es kein Krimi. Dieses Buch ist (fast) wie ein geschlossenes Drama aufgebaut. Es gibt nur wenige Personen und die Handlung macht keinen großen Zeitsprünge.

Fazit:

Dieses Buch zu bewerten ist wirklich nicht leicht. Dazu dauerte es viel zu lange, bis die Handlung an Fahrt aufnimmt. Dazwischen habe ich mich gefragt, welches Ziel der Autor verfolgt.

Man muss schon eines Fans dieses Krimitypen zu sein, damit es ein wahrer Lesegenuss werden kann. Von mir gibt es daher solide 2 1/2 Sterne, da ich mit den Charakteren überhaupt nicht warm wurde.