Schoch, Julia: Das Liebespaar des Jahrhunderts (Biographie einer Frau)

Eine Frau will ihren Mann verlassen. Nach vielen Jahren Zusammenleben und Ehe ist sie entschlossen und bestürzt zugleich: Wie konnte es nur dazu kommen? Während sie ihr Fortgehen plant, begibt sie sich in ihren Gedanken weit zurück. Da waren die rauschhaften Jahre der Verliebtheit, an der Universität, zu zweit im Ausland und später mit den kleinen Kindern, aber da gab es auch die Kehrseite – Momente, die zu Wendepunkten wurden und das Scheitern schon vorausahnen ließen. Doch ist etwas überhaupt gescheitert, wenn es so lange dauert? Julia Schoch legt frei, was im Alltag eines Paares oft verborgen ist: die Liebesmuster, die Schönheit auch in der Ernüchterung. Ein Loblied auf die Liebe. 

  • Herausgeber ‏ : ‎ dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG; 6. Edition (16. Februar 2023)
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
  • Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 192 Seiten
  • ISBN-10 ‏ : ‎ 3423283335
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3423283335

“Julia Schoch ist eine Meisterin, mit simplen Sätzen einen tiefen seelischen Schwindel zu beschreiben und auch beim Leser zu erzeugen” (Richard Kämmerlings, Literarische Welt”. Wenn ich solch einen Satz auf einem Cover lese, frage ich mich, ob Richard Kämmerlings und ich das gleiche Buch gelesen haben. Fangen wir aber von Vorne an. “Das Liebespaar des Jahrhunderts” habe ich per Zufall entdeckt. Hin und wieder schaue ich, was unsere Zentralbibliothek an Neuerscheinungen erworben hat. Da mich der Klappentext, das Cover eher weniger, neugierig gemacht hat, habe ich mir das Buch vorbestellt. Da das Buch wieder zigmal vorbestellt ist, habe ich mit dem Lesen begonnen, wurde aber nicht richtig warm und habe es erst mal wieder auf die Seite gelegt um “Kanada” von Richard Ford zu lesen. Nach meiner Schulung habe ich mich auf den Weg in Bücherei gemacht um mir das neue Lesekreisbuch (und ich “weine” immer noch, dass ich wieder ein Buch lesen “muss”, das mir überhaupt nicht behagt) ausleihen wollte. Ich habe die Fahrt als persönliche Deadline für mich genutzt, sollte mich das Buch, während meiner Fahrzeit, nicht so weit ansprechen können, kommt es ungelesen bzw. abgebrochen in den Rückgabeautomaten unserer Zentralbibliothek.

“Im Grunde ist es ganz einfach: Ich verlasse dich”. Mit diesem kurzen Satz startet dieses schmale Buch. Die namenlose Erzählerin erzählt davon, dass sie ihren Mann verlassen möchte und noch nicht weiß, wie sie es machen soll. Wir, die geneigten Leser*innen , erfahren, wie sie, damals war sie noch Studentin, ihren Partner, der ebenfalls namenlos bleibt, kennen lernte und wie ihre Liebe mit der Zeit immer mehr gewachsen sind ist. Wir erfahren von Städten, in den entweder sie oder ihr Partner, lebten und studierten. Natürlich erfahren wir auch sehr über die Zeit nach dem Studium, sie wurden Eltern von zwei Kindern und erfahren, dass Liebe ein flüchtiger Zustand sein kann. Bei manchen Büchern, die ich nicht abgebrochen habe, frage ich mich, warum ich sie wirklich zu Ende gelesen habe und warum ich sie nicht frustriert in die Ecke geworfen habe. Ich habe mich tapfer durch “das Liebespaar des Jahrhunderts” gequält, da ich gehofft habe, dass dieses Buch besser werden würde als “Es war einmal in Brooklyn“. Meine Hoffnung wurde leider nicht erfüllt. Genau wie ich beim Lesen gedanklich abgedriftet bin, so ergeht es mir nun auch beim Schreiben dieser Rezension. Wo war ich stehen geblieben? Das Paar bekam zwei Kinder, denen man beim Wachsen zu schauen konnte. Doch als die Kinder größer und selbständiger wurde, merkte unsere Protagonistin, dass sie und ihr Mann sich immer weniger zu sagen hatten und sie nach räumlichen Distanzen suchten.

“Das Unglück ist nicht auf uns herabgestürzt, nicht über uns herein gekommen, es ist langsam, beinahe sanft hat es sich eingeschlichen. Wie bei den alten Griechen hatten wir ihm bewusst aus dem Weg gehen wollen und wann dabei geradewegs in es hinein gelaufen. Der Mythos behält seine Gültigkeit. Vielleicht ist das Deprimierende daran: Ganz gleich. was man tut, man kann dem Unglück nicht entgehen. Das Unglück, na!” (Seite 151). Dies war einer der wenigen Sätze, die mir gezeigt haben, dass ich wissen möchte, wie das Buch ausgeht. Ich fand den Sprachstil sehr spröde, zu mal es in dem Buch keine Kapitel gibt, und dieser spröde, der mit sehr wenigen Adjektiven auskommt, führte dazu, dass ich gedanklich sehr häufig abgeschweift bin. Das Buch liest sich wie ein sehr langer Brief, in dem die Protagonistin, ihrem Partner schreiben möchte, warum sie nach mehr als dreißig Jahren verlassen möchte. Bisher habe ich nur erwähnt, dass ich mit dem Schreibstil und dem Inhalt des Buches überhaupt nicht warm. Das lag zum großen Teil auch daran, dass die Protagonistin ihre Geschichte mehr oder weniger emotionslos erzählte. Letztes Jahr habe ich ” Ein Frage der Chemie” gelesen und jedes Mal, wenn ich bei Thalia an dem Buch vorbei laufe, muss ich daran denken, wie sympathisch ich die Protagonistin fand und wie sehr ich mit ihr litt als sie den Tod ihres Partners verkraften musste. Dadurch, dass die Erzählerin namenlos blieb, war sie für mich nicht greifbar. Ich mag es ja, wenn der Autor seinen Lesern die Möglichkeit, sich eigene Gedanken machen zu können aber diesen Spielraum gewährt die Autorin nicht. Nach gefühlten 600 Seiten, in Wirklichkeit sind es nur191, war ich froh, dass ich das Buch mit “Also ungefähr das. nehmen ich an, was man ein erfülltes Leben nennt” beenden konnte. Nun darf sich das Buch morgen auf den Weg in die Bücherei machen, damit das Buch vom nächsten Leser*in gelesen werden kann. Einem Leser oder Leserin, die mit dem Buch inhaltlich mehr anfangen kann. Ein bisschen trauere ich meiner Lesezeit nach, in der ich möglicherweise ein besseres Buch hätte lesen können. Obwohl die Autorin in meinem Alter ist, habe ich mich gefragt, ob ich die richtige Zielgruppe bin, vielleicht war es aber auch nicht das richtige Buch zum jetzigen Zeitpunkt.

Habt ihr dieses Buch gelesen, wenn ja, wie fandet ihr das Buch? Im Literarischen Quartett vom 05.05.2023 wird das Buch besprochen, ab Minute 34:42

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